Studienfahrt der 10a nach Tirol - oder wie der Österreicher sagt: „Das passt!“

Wir schreiben Montag, den 09.09.2019. Die Klasse 10a trifft sich gegen 07:30 Uhr am Schulzentrum - eigentlich wie jeden Montagmorgen. Doch dieses Mal ist etwas anders. Man wird bis zur Schule chauffiert, hat einen Koffer dabei und winkt fleißig, als die Eltern außer Sichtweite geraten.

Die Klasse 10a macht sich in ihrem abgebrochenen Reisebus auf den Weg Richtung Süden - der Sonne hinterher sozusagen! Und man glaubt es kaum: Mit jedem gefahrenen Autobahnkilometer wird das Wetter tatsächlich besser!

Bis nach Österreich ist man ja bekanntlich einige Stunden unterwegs. „Hunger, Pipi, kalt“ kann schnell zur Missgunst führen. Doch was erleben wir?! Ein durch den Bus schallendes „Hey, ab in den Süden! Der Sonne hinterher, eyjo, was geht?! Der Sonne hinterher, eyjo, was geht?!“. Dass Anton aus Tirol auch mit an Bord ist, versteht sich von selbst. Die Stimmung ist also spitze und da wollen wir schließlich auch hin, also fast... eigentlich reichen auch 1900 m ü. NN. Und wenn wir die am Hochzeiger erreichen, sind wir zugleich in unserer Unterkunft angelangt. Einer einsamen Alm mitten am Berg. Doch halt, stopp! - Das Getriebe vom Bus bittet um eine Pause. So ein kleines Flachlandgefährt kommt in den Bergen schnell mal an seine Grenzen.

Dem Shuttle-Service der Alm sei Dank, gönnen wir unserem Gefährt und seinem Fahrer nun erst einmal eine Pause, erkunden derweil die Unterkunft und richten uns häuslich ein. Wir genießen einen wundervollen Sonnenuntergang in den Bergen Tirols.

Mit Sonnenaufgang erklingen dann die Kuhglocken. Dass am Wochenende bereits Almabtrieb war, ist den Kühen an unserer Alm wohl entgangen... kein Problem. Wir sind im Genießer-Modus und freuen uns auf den Tag!

Unser erster Programmpunkt führt uns in die Swarovski-Kristallwelten. Doch halt, stopp! Da war doch was... wir müssen ja erst einmal zum Bus! Wie sagt der Österreicher an dieser Stelle: „In zwoanzig Minuten seids doa.“ „Na, das ist doch gar kein Problem“, denken sich die Hohenhamelner Lehrkräfte. Wir starten den Fußmarsch und es geht bergab! Dass der Morgentau den Bärenstieg aufweicht und ihn zu einer Rutschpiste macht, ist beim Start noch keinem bewusst. Aus den angedachten 20 Minuten werden aufgrund des notwendigen Umweges über den Forstweg 1,5 Stunden. Während einige an dieser Stelle ihre Wanderlust entdecken, sind es andere, die jetzt schon wieder völlig erschöpft ins Bett fallen könnten. Nun denn, wir alle haben es bis zum Bus geschafft, dann schafft dieser uns jetzt nach Wattens in die Kristallwelten. Auf geht‘s, ab geht‘s!

Dass die Sprache der Österreicher längst nicht für jeden verständlich ist, stellt sich bei der Führung über das weitläufige Gelände schnell heraus. Seis drum. Die funkelnden Kristalle faszinieren auch ganz ohne Erklärung und der Sonnenschein lässt das Gelände schließlich in einem Licht erstrahlen, das umrahmt von der Bergkulisse wirklich keine Wünsche übrig lässt. Mit der Firma Swarovski ein österreichisches Familienunternehmen kennen zu lernen ist für die Schüler eher nebensächlich. Die ersten Souvenirs in der Tasche zu haben dagegen von großer Bedeutung.

Es funkelt in den Tüten, doch nach der Shopping-Tour ist bekanntlich vor der Shopping-Tour und so machen wir auf dem Rückweg Halt in Innsbruck. Das goldene Dachl erstrahlt im Sonnenlicht und wir genießen die Freizeit in der Stadt rund um Annasäule und Triumphpforte.

Triumphierender Applaus ertönt dann im Bus, als verkündet wird, dass es mit fahrbarem Untersatz wieder bergauf geht! Auf 1,5 Stunden Fußweg hat nun wirklich keiner mehr Lust. Stattdessen freuen wir uns auf das gemeinsame Abendessen und das anschließende Geschichten-Erzählen im Kreise der erlesenen Almbewohner.

Pünktlich um 22:00 Uhr bitten die Klassensprecherinnen im Namen ihrer Klassenkameraden darum die Nachtruhe einhalten zu dürfen. Aber gerne doch! Das Gerücht, dass Fernseher auf dem Zimmer dafür verantwortlich sein könnten, hält sich hartnäckig, obwohl um diese Uhrzeit doch wirklich nichts Vernünftiges läuft!

„Servus alle miteinandr!“ Den sanften Tönen der Kuhglocken folgt mal wieder ein krasser Österreicher Dialekt. Es ist der Mann mit Pfeil und Bogen! Nicht Robin Hood, aber ähnlich treffsicher. Jeder darf einmal, jeder muss einmal und nach anfänglicher Scheu entwickelt sich ein reges Duellieren! Jeder möchte einen Volltreffer landen. Ob mit Glück oder mit Verstand, der Bogen wird dabei recht weit gespannt. Manche sind aufgekratzt, andere sind angekratzt... Einem Schüler das Mittagessen servieren zu müssen, nur weil der äußerste Ring doch noch touchiert wird, ach, das macht man doch gerne!

Es folgt am Nachmittag das Wahlprogramm. Auf dem Trampolin chillen, ein bisschen Quatschen und die Sonne genießen, das wollen die einen. Den Berg hoch, um ihn dann wieder runter zu düsen, das wollen die anderen. Insbesondere die Spannung soll dabei aber für keinen zu kurz kommen und so teilt sich die Gruppe auf. Die einen singen „Herzbeben, lass uns was erleben“. Die anderen erleben „Herzbeben“.

Für die geführte Tour mit Zirbencarts geht es im langsamen Tempo zunächst bergauf, rasant dann aber wieder bergab. Das Phrasenschwein kann nun reichlich gefüttert werden. „Hochmut kommt vor dem Fall.“, „Erst gurten, dann spurten.“, „Wer bremst, verliert.“ Und ja, tatsächlich: „Wer bremst, verliert.“ Haut, Blut, gar seine Gesundheit. Wir lernen auf unserer Studienfahrt, dass der Krankenwagen in Österreich als Rettung bezeichnet wird, dass das Krankenhaus ein Spital ist, dass Serpentinen im Rettungswagen noch unangenehmer sind und eine reguläre Taxifahrt nur den Berg hoch zur Alm 60 Euro kostet.

Glück im Unglück: es ist nichts Schwerwiegenderes passiert und das „Herzbeben“ ist pünktlich zur Nachtruhe schon wieder größtenteils abgeklungen. Oder?!

An den neuen Weckton der Kuhglocken gewöhnt stören plötzlich Schreie das morgendliche Frühstücksritual. Die eigenen Sanis geben Entwarnung. Es sind nur die Schürfwunden, die sich unter der Dusche bemerkbar machen.

Jubelschreie gibt es dann, als allen bewusst wird, dass der Bus fortan bereits oben an der Alm bestiegen werden kann. Ein Fußmarsch, der bereits bekannten Art erübrigt sich und die Kräfte werden für den Aufenthalt in der AREA 47 gebündelt.

17 Grad Wassertemperatur, strahlender Sonnenschein, zahlreiche Rutschen und Wasserattraktionen, das alles in einer einmaligen Bergkulisse: Uns steht die Begeisterung ins Gesicht geschrieben, nicht zuletzt in Form einiger Sonnenbrände!

Drei Stunden lang genießen wir den Aufenthalt, doch dann wollen wir weiter. Der Alpine-Coaster wartet auf uns und damit fast vier Kilometer reinster Rodelspaß. „Wer bremst, verliert“ - ein jeder weiß, dass dieser Satz nur noch bedingt witzig ist. „Oachkatzlschwoaf“ sagen zu müssen, ist da schon viel lustiger! Und auf geht’s, ab geht‘s - ganz gleich ob mit oder ohne Handicap.

Das abendliche Ritual des Geschichtenerzählens wird heute ergänzt ums Kofferpacken. Es ist schließlich schon so weit. Die Reise neigt sich dem Ende.

Nur noch einmal den Kuhglocken lauschen, sich ein letztes Mal am Frühstücksbuffet stärken, die Koffer im Bus verstauen und dann geht‘s wieder heimwärts. Wir genießen noch einmal den Ausblick auf die Berge und schwelgen auf den nächsten 720 Kilometern bereits in Erinnerungen - in Erinnerungen an eine wundervolle Woche!

Liebe 10a, herzlich möchte ich mich bei euch bedanken! Zu gerne denke ich an unsere Tage in Tirol zurück, erinnere mich an die zahlreichen lustigen Situationen, aber auch die ernsten, in denen wir zusammenstehen mussten. Dass ihr eine tolle Klasse seid, wusste ich schon vor der Fahrt. Dass ihr eine mega tolle Klasse seid, das ist mir erst in Tirol so richtig bewusst geworden. Ich freue mich riesig, euch auf dem Weg, also auf den letzten Metern zum Abschluss begleiten zu dürfen! Lasst uns gemeinsam den Gipfel erklimmen, uns auf dem Weg Hilfe anbieten, uns gegenseitig anfeuern und final den Ausblick genießen! Dann können wir schon bald sagen: „Das passt!“

C. Lücking